Nach über einem halben Jahr Zwangspause kehrte vorgestern die HBL mit dem Super Cup zurück. Vor 2.100 Zuschauern setzte sich Meister THW Kiel gegen Vizemeister SG Flensburg-Handewitt mit 28:24 (14:13) durch. Nachdem es an dieser Stelle bereits eine ausführliche Vorschau auf das Spiel gab, wird nun betrachtet, was davon eingetroffen ist, was es für Gründe für das eventuelle Nichteintreffen gab und was sonst noch so passiert ist.
Kiel war das bessere und schnellere Team beim Super Cup
Die erste Halbzeit des Spiels war insgesamt ausgeglichen Am Ende ging Kiel mit einem Tor Führung in die Halbzeit. Mit je 26 Angriffen waren beide Teams über ihrem Durchschnitt aus der vergangenen Saison unterwegs. In der zweiten Halbzeit relativierte sich die Spielgeschwindigkeit und die Effizienz der Offensive Kiels ging deutlich nach oben. Sie lagen mit bis zu drei Toren vorne. Als es gegen Ende aussah, als ob Flensburg dem Meister noch einmal gefährlich werden könne, erzwangen die Zebras mit einem 6:2 Lauf von der 53. bis 58. Minute die Entscheidung.
Jeweils 48 Angriffe hatten beide Mannschaften im ganzen Spiel. Damit lagen sie genau zwischen den Durchschnittswerten aus der vergangenen HBL-Saison. Auch bei der Zeit bis zum eigenen Abschluss waren beide Teams ihrem Stil aus der vergangenen Saison treu, auch wenn sie sich insgesamt etwas mehr Zeit ließen. Kiel benötigte im Super Cup 34,5 Sekunden, in der vergangenen HBL-Saison waren es durchschnittlich 33,3 Sekunden. Dies war der viertschnellste Wert der Liga. Flensburg ließ sich deutlich mehr Zeit. Sie benötigten 37,2 Sekunden. Damit waren sie 0,8 Sekunden langsamer als ihr Durchschnitt aus der letzten Saison, womit sie das drittlangsamste Team waren.
Bei den Effizienzwerten lag natürlich Kiel deutlich vorne. Pro 50 Angriffe erzielten sie 29,2 Tore, Flensburg hingegen nur 25,0. Werte, die natürlich deutlich unter den Durchschnittswerten des Vizemeisters liegen. Die Feldwurfquoten lagen besonders bei Flensburg deutlich Durchschnitten in der letzten Saison, beide Teams glichen zumindest dies teilweise mit wenigen Ballverlusten aus.
Die Abwehr des THW stand am Samstag, angeführt vom Innenblock um Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler sowie Torhüter Dario Quenstedt, wieder sehr sicher. Quenstedt machte den verletzt ausgefallenen Welthandballer Niklas Landin praktisch vergessen. Der eigentliche zweite Torhüter des Meisters wurde sogar zum MVP des Spiels gewählt.
Aber auch Benjamin Buric im Tor des Vizemeisters machte ein durchaus ordentliches Spiel. Beide Torhüter spielten komplett durch, abgesehen von einem Siebenmeter Kiels, bei dem Buric durch Torbjörn Bergerud ersetzt wurde, und natürlich den Sequenzen, wo sie durch einen zusätzlichen Feldspieler ersetzt wurden. Wie erwartet war dies jedoch nur selten der Fall. Kiel nutzte den zusätzlichen Feldspieler nur einmal, als sie in der ersten Halbzeit in Unterzahl waren. Die SG zwar immerhin vier Mal, aber auch nur bei eigener Unterzahl. „Sieben gegen Sechs“ gab es nie.
Die Würfe
Da es sich nur um ein einziges Spiel handelt, gleichen die Anteile der Abschlüsse natürlich nicht exakt den durchschnittlichen Anteilen aus der vergangenen Saison. Doch sie ähneln diesen deutlich. Kiel warf im Super Cup deutlich mehr aus dem Rückraum, während bei Flensburg die Anteile von Durchbrüchen und Würfen von Außen deutlich höher war. Dasselbe war auch bereits in der vergangenen Saison zu beobachten.
In der vergangenen Saison nahm Kiel zwar ebenfalls relativ viele Würfe aus dem Rückraum, traf sie jedoch auch vergleichsweise sehr gut. Beim Super Cup war dies nicht der Fall. Lediglich 33,3 % dieser Wurfversuche fanden den Weg ins Tor. Das sind 12,3 Prozentpunkte weniger als in der vergangenen Spielzeit. Aber immer noch besser als die Flensburger Trefferquote von 28,6 % aus dem Rückraum. Auch von den Außen, vom Kreis und bei Durchbrüchen trafen die Kieler besser als ihr Gegner.
Gleiches gilt auch für die Siebenmeter. Sie spielten an sich zwar keine gro0e Rolle, doch auch hier trat das Prognostizierte ein. Niclas Ekberg war wieder einmal überragend von der Linie (4/4), während die SG ihre Stärken an anderen Stellen hat (0/1).
Die Platzhirsche der HBL
Besonders im Fokus stand natürlich auch der Kieler Star-Neuzugang Sander Sagosen. Der Norweger hat bereits verkündet in diese Saison fünf oder sechs Titel mit dem THW gewinnen zu wollen. Direkt im dritten Pflichtspiel machten sie Trophäe Nummer eins klar. Sagosen versuchte auch beim Super Cup das Spiel an sich zu reißen, was teilweise etwas zu viel wurde. Effektiv war er mit seinen sieben Toren ohne Frage. Die Effizienz war er jedoch noch ausbaufähig. Immerhin nahm er ganze 13 Wurfversuche und sorgte für zwei Ballverluste. Damit sorgte er für 29,4 % aller Abschlüsse seines Teams. Ein sehr hoher Wert.
Auch in der kommenden Saison werden beide Teams mit Sicherheit um den Titel mitspielen. Wobei die Verletzungssorgen auf beiden Seiten für einen schweren Saisonstart sorgen könnten. Doch spätestens, wenn die Flensburger Kreisläufer wieder fit sind, Kiel einen Ersatz für Nikola Bilyk verpflichtet hat und Niklas Landin wieder im Tor steht wird kein Weg an den beiden Teams vorbeiführen. Absolut unmöglich ist es sicherlich auch nicht, dass der THW noch, wie von Sagosen prognostiziert, vier oder fünf Titel gewinnt. Doch dahin ist es noch ein sehr langer Weg, auf dem sie auf jeden Fall von weiteren Verletzungen verschont bleiben sollten.
Julian Rux
Julian is responsible for most of the content on this website. The Master of Science in Business Administration works in part as self-employed data analyst in Handball where his customers have been HBL, EHF CL, EHF EURO, several teams and many more. In the other part he works as data analyst at the German football club VfB Stuttgart.
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