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PlayerScore und HPI in der HBL in der Saison 2020/2021

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  • Beitrag veröffentlicht:20. Juli 2021
  • Lesedauer:14 min Lesezeit

Die Saison der HBL ist beendet. Daher ist es jetzt an der Zeit die individuellen Leistungen der Spieler unter die Lupe zu nehmen. Die HBL hat ihre Top 7 nach dem HPI bereits bekannt gegeben. Ich werfe in diesem Artikel einen Blick auf die Top-Listen pro Position und Vergleiche dabei den PlayerScore und den HPI.

Ich möchte zunächst eine kurze Erklärung zu den Unterschieden zwischen PlayerScore und HPI geben. Grundsätzlich werden die beiden Werte aus den Daten berechnet, die zwei Scouts der HBL bei den Spielen erheben und die sich jeder Handballfan über den Liveticker ansehen kann. Ein Spieler sammelt Pluspunkte für gute Aktionen, wie ein Tor, und Minuspunkte für schlechte Aktionen, wie einen Fehlwurf. PlayerScore und HPI gewichten diese Aktionen aber unterschiedlich. Der PlayerScore gewichtet nach aktueller Tordifferenz und Spielminute, der HPI gewichtet nach der Wichtigkeit bzw. Schwierigkeit der Aktion.

Doch nicht nur die unterschiedliche Gewichtung führt zu unterschiedlichen Ranglisten, sondern auch der Fakt, dass bei der hier dargestellten PlayerScore-Variante „Position“ die Siebenmeterwürfe – erfolgreich, wie erfolglos – nicht in die Wertung eingehen. Ich möchte den besten Spieler pro Position darstellen, dafür ist es unerheblich, ob dieser Spieler ein guter oder schlechter Siebenmeterschütze ist.

Ein Spieler muss mindestens acht Spiele in der Saison gespielt haben, damit er in den Ranglisten auftaucht. Der Flensburger Lasse Möller würde zum Beispiel mit einem PlayerScore von 13,2 in fünf Spielen in der Top 10 Rückraumlinks/-mitte stehen, aber einem Spieler, der seine Leistung über die ganze Saison gebracht hat, einen Platz wegnehmen.

Top 10 – Rückraumlinks/-mitte

Jim Gottfridsson ist nicht nur der beste Spieler auf Rückraumlinks/-mitte, sondern auch der MVP. Für mich persönlich, laut PlayerScore und HPI sowie für die Handballfans. Sander Sagosen läuft auf Platz zwei ein und hat bereits in seinem ersten Bundesligajahr seine ganze Klasse gezeigt. Kiels kleiner Vorsprung im Meisterrennen kann aber vielleicht an der Person Domagoj Duvnjak festgemacht werden. Er taucht in beiden Listen recht weit oben auf und hat in beiden Metriken die geringste Streuung aller Topspieler. Gottfridsson hat zumindest laut PlayerScore weniger Unterstützung von Mensah Larsen und Sogard bekommen. Beim HPI tauchen sie zwar in den Top 10 auf, allerdings mit deutlichem Abstand zu Duvnjak.

Bei beiden Top 10-Listen gibt es einen deutlichen Cut nach den Top 5. Zudem sind die Werte der Spieler unterhalb der Top 5 fast alle etwa gleich. Dies soll ein kleiner Hinweis darauf sein, dass man als Leser diese Reihenfolgen nicht überinterpretieren sollte.

Fünf Spieler tauchen in beiden Top 10 auf. Neben den bereits genannten Gottfridsson, Sagosen und Duvnjak überrascht mich in dieser Liste Carlsbogard nicht. Dagegen ist mit Luca Witzke für mich eine Überraschung dabei. Beim PlayerScore liegt er sogar auf Platz drei. Er war eine Stütze, dass Leipzig auch am Ende der Saison ihre Form halten konnte und somit die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte erreichte. Aus meiner Sicht wird er die langfristige Nummer eins auf der Mitte in der Nationalmannschaft. Dabei kann er sicherlich ein interessantes Duo mit Juri Knorr bilden, der auf Platz 18 beim PlayerScore (15 beim HPI) kommt. Ich bin gespannt, wie sich sein Wechsel zu den Rhein-Neckar Löwen auf die Werte auswirkt. Dort schafft es Andy Schmid beim PlayerScore sogar nur auf Platz 23 (17 beim HPI).

Die unterschiedlichen fünf Spieler in den beiden Top-10-Ranglisten lassen sich zum großen Teil darüber erklären, dass beim HPI Fernwürfe aus dem Rückraum am höchsten bewertet und somit Spieler wie Jeppsson, Andersson oder Kühn bevorzugt werden. Beim PlayerScore werden eher spielerische Typen bevorzugt, die eher sichere Würfe nehmen, wie O’Sullivan oder Mappes, oder auch Spieler, wie Heymann, die in engen Situationen in der Crunch-Time erfolgreich sind.

Top 5 – Rückraumrechts

Im rechten Rückraum setzt sich dieses Jahr beim PlayerScore deutlich Fabian Wiede durch. Auch beim HPI ist er mit Platz zwei vorne dabei und wird dort nur von Omar Ingi Magnusson getoppt. Dieser hat hier den Vorteil, dass seine vielen Siebenmetertreffer mit in die Wertung eingehen. Daher hat für mich dieses Jahr Fabian Wiede den Spitzenplatz auf dieser Position errungen.

Mit Stefan Cavor und Magnus Röd schaffen es zwei Spieler in beiden Metriken in die Top 5, deren Spiel eher von der körperlichen Präsenz als bei den beiden Erstplatzierten definiert wird. Beim HPI schafft es Viggo Kristjansson (PlayerScore Platz 13), wie schon Magnusson (PlayerScore Platz 7), durch seine hohe Siebenmeterzahl in die Top 5.

Beim PlayerScore erreichen Kai Häfner und Pontus Zettermann die Top 5. Beide haben es geschafft, obwohl ihre Mannschaften entweder enttäuschten (Melsungen) oder nicht die Qualität für die HBL hatten (Coburg). Besonders im Fall Zettermann zeigt sich, dass eine Metrik wie der PlayerScore es ermöglicht, Leistungen, die eher unter dem Radar liefen, aufzudecken.

Top 5 – Kreisläufer

Der PlayerScore hat bei den Kreisläufern eine Doppelspitze. Jannik Kohlbacher und Anton Lindskog kommen beide auf 9,7 Punkte. Kohlbacher liegt in den Hinterkommastellen etwas vorne, dafür hat sich Lindskog auch beim HPI durchgesetzt. Da Kohlbacher dort auf Platz fünf liegt, ist für mich Anton Lindskog der Kreisläufer der Saison.

Dass sich der zukünftige Flensburger auch nächste Saison an die Spitze setzt, wage ich zu bezweifeln. Mit Johannes Golla schafft es sein Bald-Mitstreiter am Kreis in beiden Ranglisten in die Top 5. Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek vom großen Nordrivalen aus Kiel zeigen aber, dass man es auch als Kreisläufer-Duo in die Top 5 schaffen kann. Beim PlayerScore schaffen sie es auf Platz vier und fünf, beim HPI auf Platz drei und sechs. Wenn Lindskog seine Leistung konservieren kann, könnte er vielleicht das Zünglein an der Waage sein, das den Ausschlag beim Meisterrennen wieder in Richtung Flensburg gibt.

Der Lemgoer Gedeon Guardiola schafft es auf Platz vier in der HPI Rangliste und liegt auch beim PlayerScore nur minimal hinter Wiencek auf Platz sechs. Ich wollte ihn eigentlich als gutes Beispiel dafür anführen, dass man es auch als Abwehrstratege mit eher geringeren Offensivanteilen in die Top-Plätze der Kreisläuferposition schaffen kann. Dann ist mir allerdings aufgefallen, dass es den reinen Offensivkreisläufer in der HBL eigentlich gar nicht mehr gibt und für mich unter den Top-Leuten nur noch Kohlbacher in diese Kategorie fallen würde. Unter diesem Gesichtspunkt gefällt mir die Reihenfolge des HPI besser als die PlayerScore-Reihenfolge.

Top 5 – Linksaußen

Zwei junge deutsche Spieler stehen beim PlayerScore auf der Linksaußenposition an der Spitze. Ganz oben thront Lukas Mertens aus Magdeburg. Er profitierte von dem Ausfall seines Positionskollegen Musche und zahlte das Vertrauen seines Trainers zurück. Mertens war fast Alleinunterhalter auf seiner Position, so dass er auf viele Einsatzminuten kommt. Allerdings muss man in diesen vielen Minuten auch konstant seine Leistung bringen. Mit Vincent Büchner schafft es ein junger Spieler aus Hannover auf den zweiten Platz. Ich denke, auf der Linksaußenposition kann in der Nationalmannschaft entspannt in die Zukunft geschaut werden.

Beim HPI auf den Plätzen eins und zwei liegen mit Schiller und Elisson zwei erfahrene Nationalspieler auf den ersten Plätzen, die beim PlayerScore auf Platz drei und vier einlaufen. Die Unterschiede lassen sich hauptsächlich über die Siebenmeter erklären. Auch die folgenden Plätze beim HPI werden von zwei Spielern belegt, die vor allem über ihre erfolgreichen Siebenmeterwürfe einen hohen Platz erhalten. So liegen Gensheimer mit Platz 16 und Wanne mit Platz elf beim PlayerScore deutlich unterhalb der Top 5.

Ganz ohne Siebenmetertreffer schafft es Lukas Mertens auf Platz fünf beim HPI, was seine starke Leistung in dieser Saison nochmals unterstreicht. Ebenfalls ohne einen Siebenmeterwurf kommt Lukas Binder aus Leipzig durch die Saison. Dadurch reicht es beim HPI nur zu Platz zehn, aber zu Platz fünf beim PlayerScore.

Top 5 – Rechtsaußen

Timo Kastening ist die Nummer eins beim PlayerScore auf Rechtsaußen in dieser Saison. Er liegt deutlich, um 1,3 Punkte, vor seinem Nationalmannschaftskollegen Patrick Groetzki. Auf den folgenden Plätzen findet sich ein skandinavisches Trio um den Schweden Ekberg, den Norweger Björnsen und den Dänen Wiesmach. Wobei Ekberg von den Top 5 am konstantesten seine Leistung abrufen konnte.

Beim HPI kommen wieder die Siebenmeter mit ins Spiel. Durch seine vielen Siebenmetertreffer schafft es Ekberg hier auf Platz 1. Es folgen Hans Lindberg und Robert Weber, die ebenfalls die Hauptsiebenmeterschützen ihres Vereins sind. Wie schon beim PlayerScore schaffen es Kastening und Wiesmach auch beim HPI in die Top 5.

Der einzige Verein, der es schafft je einen Spieler auf Links- und Rechtsaußen beim PlayerScore in die Top 5 zu bringen, ist der DHfK Leipzig. Somit rufe ich hiermit das Duo Binder/Wiesmach als die beste Flügelzange der vergangenen Saison aus.

Zum Abschluss

Die Torhüter können in der aktuellen Form nicht über den PlayerScore bewertet werden, sondern nur über den HPI. Bei diesem liegt Andreas Palicka (130) deutlich auf Platz eins, gefolgt von Malte Semisch (121) auf Platz zwei. Niklas Landin führt dann mit 119 Punkten zusammen mit Johannes Bitter und Dejan Milosavljev ein breites Mittelfeld an.

Die beste Einzelleistung in einem Spiel beim PlayerScore schaffte der Essener Eloy Morante Maldonado. Beim Spiel seines Team gegen den TBV Lemgo im Mai diesen Jahres kam er auf 43,18 Punkte und somit um 2,02 Punkte vor Dominik Mappes auf Platz 2. Dieser schaffte seine 41,16 Punkte beim Spiel seiner Eulen gegen den HSC Coburg im Dezember 2020.

Bisher habe ich immer einen Blick auf die Topleistung geworfen. Doch es gab auch einige Saisonleistungen, die laut PlayerScore als Flop zu bezeichnen sind. Hier sind einige namenhafte Spieler, die sich auf den letzten Plätzen ihrer Position bewegten. Im Rückraum sind dies der Mindener Abgang Aliaksandr Padshyvalau und sein Nachfolger Niclas Pieczkowski aus Leipzig. Auf der Linkshänderposition fallen Christian Zeitz (Minden) und David Schmidt (BHC) negativ auf. Mit Allendorf (Melsungen) auf Linksaußen und Roscheck (Leipzig) am Kreis sind weitere ehemalige Nationalspieler zu nennen.

Zum Abschluss möchte ich noch einen kleinen Blick in die 2. Liga werfen. Mit großem Abstand die beiden besten Spieler waren Leif Tissier (RM, Hamburg) mit 15,2 Punkten und Sebastian Greß (RL, Elbflorenz) mit 13,3 Punkten. Insbesondere bei Tissier bin ich auf die nächste Saison gespannt. Er hat den Aufstieg mit seinen Hamburgern geschafft und es wird sich zeigen, ob er auch in der HBL solche konstant starken Leistungen abliefern kann.

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Oliver Brosig

Guest Author | Gastautor

?? Oliver has a degree in statistics and works as a data scientist. He helped develop PlayerScore, of which SC DHfK Leipzig, among others, regularly uses an adapted version. He was also part of the HBL working group on the HPI.

?? Oliver ist Diplom-Statistiker und arbeitet als Data Scientist. Er hat den PlayerScore mitentwickelt, wovon unter anderem der SC DHfK Leipzig regelmäßig eine angepasste Version nutzt. Außerdem war er Teil der Arbeitsgruppe der HBL zum HPI.

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