Nachdem ich den PlayerScore in meinem letzten Beitrag vorgestellt habe, wende ich diesen im Folgenden auf die HBL an. Dabei gehen aus den Livetickern der Spiele die folgenden Aktionen ein. Pluspunkte geben: Tore, herausgeholte Siebenmeter, Steals, Assists, Blocks und herausgeholte technische Fouls (zum Beispiel Offensivfoul gezogen). Minuspunkte geben dagegen: Fehlwürfe, Zwei-Minuten-Strafen, rote Karten, verursachte Siebenmeter und technische Fehler/Fouls.
Die Kriterien
Ich möchte die Spieler auf ihrer Position bewerten, daher habe ich die Positionsvariante des PlayerScore berechnet. Dies bedeutet, dass Siebenmetertore und -fehlwürfe nicht mitgezählt werden. Dies soll zu einer besseren Vergleichbarkeit, unabhängig von möglichen Aktivitäten an der Siebenmeterlinie, führen. Damit ein Spieler aufgeführt wird, muss er mehr als ein Spiel im relevanten Zeitraum gespielt haben.
Pro Position sollen die Top 5 des letzten Monats und seit Saisonbeginn gezeigt werden. Die Ausnahme bilden die Positionen Rückraumlinks und -mitte. Diese fasse ich zusammen und bilde eine Top 10. Aus meiner Sicht gibt es zu viele Spieler, die beide Positionen spielen und nicht klar auf eine der beiden Positionen festgelegt werden können. Zum Beispiel wird Sander Sagosen offiziell auf der Mitte geführt. Er taucht aber in der laufenden Saison und in der Nationalmannschaft oft auf Rückraumlinks auf. Andere Beispiele sind Philipp Weber, Paul Drux oder Romain Lagarde.
Dargestellt werden die durchschnittlichen PlayerScore-Werte pro Spieler des letzten Monats und seit Saisonbeginn. Zusätzlich lässt sich die Standardabweichung ablesen. Ein solches, sogenanntes Streuungsmaß, gehört eigentlich zu jedem Punktschätzer, wie hier dem Mittelwert, dazu. Es beschreibt wie weit die gemessenen PlayerScore-Werte um das arithmetische Mittel schwanken. So kann ein durchschnittlicher PlayerScore von 10 aus drei Spielen zum Beispiel daraus resultieren, dass der Spieler dreimal 10 Punkte geholt hat. Dies hat eine Standardabweichung von 0 zu Folge. Er kann aber auch -1, 11 und 20 Punkte geholt haben. Die Werte streuen deutlich mehr und bedeuten eine Standardabweichung von 10,5.
Die Top 5 der Kreisläufer
Die beiden Top 5 der Kreisläufer werden von Spielern dominiert, die in der Abwehr, wie auch im Angriff ihren Mann stehen. Ein gutes Beispiel ist Hendrik Pekeler (Kiel), der laut HPI der HBL der beste Kreisläufer im November war. Beim PlayerScore liegt er auf Platz 2, nur getoppt von Sebastian Firnhaber (Erlangen), der auch eine Kieler Vergangenheit hat. Als einziger typischer Angriffskreisläufer präsentiert sich in den beiden Top 5 Jannik Kohlbacher (RNL) mit der geringsten Streuung. Ein typisches Merkmal eines Angriffskreisläufers.
Die Top 5 der Linksaußen
Bei den Linksaußen zeigt sich, dass man sich aus deutscher Sicht um diese Positionen keine Sorgen machen muss. Die ersten vier Spieler im November stehen oder standen bereits im Fokus der Nationalmannschaft. Mit Marcel Schiller (Göppingen) ist auch der beste Spieler aus Sicht des HPI dabei. Die Nummer 1 in der Nationalmannschaft und vermeintlicher einziger Weltklasseaußen Uwe Gensheimer (RNL) schafft es mit 5,1 Punkten nur auf Platz 9 und im bisherigen Saisonverlauf sogar nur auf Platz 17 mit 3,9 Punkten. Dem SC Magdeburg wird der Ausfall von Matthias Musche sicher sehr schmerzen, auch weil er der Spieler mit der geringsten Streuung im November war.
Die Top 5 der Rechtsaußen
Während sich bei den Top 5 im November insgesamt drei deutsche Spieler und mit Timo Kastening (Melsungen) auch der beste Spieler laut HPI tummeln, zeigen sich bei den Werten der bisherigen Saison vor allem internationale Topstars, wie Robert Weber (Nordhorn) oder Niclas Ekberg (Kiel). Auf dieser Position fällt es am meisten ins Gewicht, dass die Positionsvariante des PlayerScore genutzt wird. In der MVP Variante würde zum Beispiel Robert Weber auf Platz 3 im November liegen. Die Nummer 1 wäre allerdings auch in dieser Variante Timo Kastening.
Die Top 5 der Rückraumrechts
Die Top 5 im rechten Rückraum wird von Spielern geprägt, die eher kleiner sind und Situationen spielerisch lösen. Die Ausnahme bildet Magnus Röd (Flensburg), der auch in der Abwehr eine tragende Rolle spielt. Der beste Spieler laut HPI mit Viggo Kristjansson (Stuttgart) schafft es nur auf Platz 9 mit 8,9 Punkten. In der MVP-Variante hätte er es allerdings auf Platz 4 geschafft. Insgesamt fällt ins Besondere bei den Top 5 der bisherigen Saison die geringe Streuung über alle fünf Spieler auf.
Die Top 10 der Rückraumlinks/-mitte
Die Top 10 der Spieler im linken und mittleren Rückraum werden, wie im rechten Rückraum eher von spielerischen Typen auf der Mitte geprägt. Dabei sticht Marko Bezjak mit 25 Punkten und 8 Punkten Vorsprung auf Platz 2 hervor. Er hat sich beim HPI auch auf Rückraummitte durchgesetzt. Als bester Spieler auf Rückraumlinks beim HPI wurde Martin Hanne (Hannover) gekürt. Er schafft es beim PlayerScore auf Platz 7. Spannend finde ich den sehr hohen Wert bei der Standardabweichung von 21,65 bei Philipp Weber (Leipzig).
Bei den Werten der bisherigen Saison fällt auf, dass Kiel (Sagosen und Duvnjak) und Magdeburg (Bezjak und Kristjansson) doppelt unter den besten sechs Spielern auftauchen. Während sich das Duo bei Kiel scheinbar gefunden hat und erfolgreich spielt, scheint es bei den Magdeburgern keine große Unterstützung für das Duo zu geben. Die Ergebnisse lassen bisher eher zu wünschen übrig.
Zum Abschluss möchte ich noch auf zwei verletzte Spieler kommen. Jonathan Carlsbogard (Lemgo) schafft es in die Top 10 auf den zehnten Platz und war in der letzten Saison der beste Spieler auf Rückraumlinks. Dieser Ausfall trifft den TBV Lemgo sehr. Stark von Verletzungen geplagt ist die SG Flensburg-Handewitt. Die Misere begann bereits mit Lasse Möller. Er zeigte starke Leistungen im Supercup und in der Champions League. Die gute Form präsentierte er auch in seinem bisher einzigen Spiel in der HBL. Gegen Wetzlar brachte er es auf 29,3 PlayerScore Punkte, insgesamt die sechstbeste Leistung eines Spielers in dieser Saison.
Oliver Brosig
?? Oliver has a degree in statistics and works as a data scientist. He helped develop PlayerScore, of which SC DHfK Leipzig, among others, regularly uses an adapted version. He was also part of the HBL working group on the HPI.
?? Oliver ist Diplom-Statistiker und arbeitet als Data Scientist. Er hat den PlayerScore mitentwickelt, wovon unter anderem der SC DHfK Leipzig regelmäßig eine angepasste Version nutzt. Außerdem war er Teil der Arbeitsgruppe der HBL zum HPI.
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